Shimano Naben richtig warten

1. Nabe demontieren und warten  

Mit Zahnkranzzerlegerwerkzeug und Zahnkranzabzieher die Ritzel demontierenBevor Du mit der Wartung beginnen kannst, musst Du noch die Ritzel demontieren, da sonst eine Demontage der Achse unmöglich wird. Nehme zunächst das Hinterrad aus dem Rahmen und löse den Schnellspanner. Setze dann den Zahnkranzabzieher auf die Ritzelbefestigung. Versichere Dich, dass die einzelnen Nuten richtig in den Vertiefungen sitzen. Stecke nun den Schnellspanner wieder durch die Achse und befestige auf der Ritzelseite die Mutter. So kann der Zahnkranzabzieher nicht mehr versehentlich abrutschen und dabei zerstört werden. Jetzt könntest Du eigentlich die Ritzel schon demontieren, indem Du mit dem 24 mm Maulschlüssel und dem Zahnkranzabzieher die Ritzel löst, aber leider dreht sich beim Lösen der Freilauf mit. Deshalb muss er mit dem Zahnkranzzerlegerwerkzeug gekontert werden. Setze ihn auf eines der oberen Ritzel und führe das Stück Kette soweit wie möglich um das Ritzel herum. Nun kannst Du die Ritzel lösen, indem Du beide Werkzeuge gegeneinander drückst (siehe Photo). Nachdem die Ritzel gelockert sind, kannst Du den Schnellspanner lösen und die Ritzel abnehmen und ggf. reinigen. Säubere nun auch die Oberfläche des Freilaufkörpers.

 

  1.1 Öffnen der Nabe  

Mit den Konusschlüsseln öffnet man die NabeNachdem nun die Ritzel demontiert sind, kannst Du die Nabe öffnen. Dazu benötigst Du die Konusschlüssel. Doch zuvor muss die Staubschutzkappe abgenommen werden. Das geht ganz einfach. Ziehe sie ein wenig von der Nabe weg und schon hast Du sie in der Hand. Darunter kommen die Kontermutter für den Lagerkonus, ein paar Unterlegscheiben und der Lagerkonus selber zum Vorschein. Setze nun den 13 mm Konusschlüssel am Lagerkonus an. Der Lagerkonus ist die unterste "Schraube". Nimm jetzt den 17 mm Konusschlüssel und öffne damit die oberste Kontermutter. Es ist wichtig, dass Du den Lagerkonus nicht fester ziehst, um ein beschädigen der Lager zu vermeiden. Du "hältst" den Konus lediglich zum Kontern fest, damit sich also die Achse nicht mit dreht. Unterlasse es auch, den Konus und die Kontermutter auf der Freilaufseite zu öffnen, da eine Montage erheblich schwieriger von statten geht. Nach einem leichten Ruck sollte sich die Kontermutter und der Konus dann von Hand abschrauben lassen. Jetzt ist Vorsicht geboten, da nach der Demontage der Kontermutter und des Konus die Achse sofort heraus fällt. Deshalb sollte beim Öffnen das Rad auf dem Boden oder Tisch liegen. Merke Dir jetzt gut die Reihenfolge der Unterlegscheiben, damit beim Zusammenbauen keine Probleme auftreten. Falls Du doch einmal die Reihenfolge vergessen haben solltest, so gucke Dir die folgende Tabelle. Beachte jedoch, dass der Aufbau der unterschiedlichen Modelle leicht abweichen kann. Das Bild zeigt die Einzelteile (ohne Nabenkörper) der weit verbreiteten Shimano Deore LX Nabe (Modell ´94). Säubere nun alle Einzelteile und lege diese gut beiseite.

Dichtungen und Lageschalen einer Paralax-Nabe 1. Staubkappe - erste Dichtung bei der Nabe.
2. Kontermutter
3. Kurzer Spacer
4. Unterlegscheibe
5. Langer Spacer
6. Konusdichtung
7. Konus
8. Achse

 

  1.2 Wartung der Nabe  

Lagerkugeln vorsichtig entnehmenNimm nun die Pinzette zur Hand und nimm jede Kugel einzeln aus den Lagerschalen. Um die Kugel leichter rausnehmen zu können, nimm nun langsam die Achse heraus. Achte darauf, dass nicht die Kugeln auf der Freilaufseite einfach herausfallen, da sie ja nun die Achse nicht mehr halten kann. Nachdem Du alle Kugeln herausgenommen hast (auf jeder Seite 9 Stück) reinigst Du sie gut. Zum Aufbewahren der Kugeln eignet sich am besten ein flaches Gefäß oder Kästchen, da Du so leichter wieder an die Kugeln kommst. Wenn Du nun auch die Lagerschalen und die Achse selber gereinigt hast, bist Du im Prinzip mit der Wartung fertig. Bei den Konussen sollte man auf die von Modell zu Modell variierenden Dichtungen achten, die unmittelbar am Konus anliegen. Diese müssen wieder genau in ihren Nutzen sitzen, da sonst Dreck und Wasser frühzeitig eindringen kann. Falls Du den Freilauf wechseln bzw. warten möchtest , must Du die Seite weiter nach unten scrollen um die Beschreibung zu lesen.

 

  1.3 Zusammenbau der Nabe  

Vor dem Zusammenbau der Nabe, sollte man noch prüfen, ob alle Lager in Ordnung sind. Dazu begutachtet man jede einzelne Kugel auf Kratzer und Riefen. Sind bei einigen Kugeln Riefen erkennbar, so sollte man diese Austauschen. Auch die Konusse und Lagerschalen in der Nabe sollte man auf Riefen untersuchen. Wenn Dir beim Reinigen dunkles Fett aufgefallen ist, solltest Du besonders gut hinschauen. Denn dunkles Fett ist meist ein Indikator für Metallabrieb, also frühzeitiger Verschleiß. Wenn das Fett sehr wässrig war, ist meist eine der kleinen Dichtungen auf den Konussen kaputt, da dies ein Anzeichen für "Wassereinbruch" ist, wodurch sich Fett ja verflüssigt.

Sind all diese Schwierigkeiten beseitigt, kannst Du nun zum einfetten übergehen. Nimm am besten eine Fettspritze (oder ein normale mit Fett befüllte Spritze) zur Hand und fette so die Lagerschalen ein. Lageschalen fetten Hast Du keine Spritze zur Verfügung, so nimm deine Finger zum Verteilen des Fetts. Sei auch nicht zu sparsam mit dem Fett, da sonst die Kugeln später nicht halten und sofort wieder herausfallen (Von den schlechteren Laufeigenschaften einmal abgesehen). Fette auch schon einmal den auf der Achse befindlichen Konus. Beginne nun auf der Freilaufseite (!), die Kugeln (neun Stück) mit der Pinzette in die Lagerschalen zu legen. Drücke sie anschließend ein wenig die Fettschicht ein. Stecke nun die Achse durch die Nabe. Drehe nun das Laufrad um. Halte jedoch die Achse fest, damit sie nicht heraus fällt, und mit ihr die Kugeln. Lege jetzt die verbleibenden 9 Kugeln in die andere Lagerschale. Schraube anschließend den gefetteten Konus auf die Achse, und zwar soweit, dass der Konus komplett in die Lagerschale reicht. Stecke nun auch die anderen Unterlegscheiben auf die Achse. Damit die Unterlegscheiben nicht verwittern, solltest Du sie mit einer dünnen Fettschicht überziehen. Schraube nun auch die Kontermutter wieder auf die Achse. Achte jedoch darauf, dass die raue Oberseite oben ist, also später am Rahmen anliegt. Dadurch wird ein Verdrehen der Achse im Rahmen selber verhindert.

Damit die Nabe nun wieder einsatzfähig wird, muss sie noch eingestellt werden. Wie das geht, ließt Du im nächsten Abschnitt.

 

  1.4 Einstellen der Nabe  

Die Nabenlager werden mt den Konusschlüsseln genau eingestelltBeim Einstellen der Nabe wird es das Erste mal schwierig. Du musst drauf achten, dass die Lager kein Spiel haben und trotzdem leicht laufen. Um die Nabe einzustellen musst Du nur den Lagerkonus passend einstellen. Das machst Du wie folgt. Du ziehst den Konus schrittweise mit der Hand oder den Konusschlüsseln an. Halte dann das Rad an der Achse fest zwischen den Armen und drehe es. Wenn es rau läuft, hast Du den Konus zu fest angezogen. Lockere ihn also. Wenn Du es geschafft hast, dass der Konus nicht mehr rau läuft überprüfe das Spiel der Lager. Halte dazu das Rad selber fest und wackle an der Achse. Wenn Du ein Spiel feststellst, ist der Konus zu locker. Ziehe ihn an. Dieses "Spiel" mit lockern und festziehen kann schon einige Zeit in Anspruch nehmen. Sei jedoch versichert, dass die Nabe absolut spielfrei ist und zudem leicht läuft. Hast du dieses Optimum gefunden, brauchst Du "nur" noch die Kontermutter festziehen. Halte dazu den Konus mit einem Konusschlüssel fest und ziehe die Kontermutter an (vgl. Bild). Versichere Dich, dass Du nicht den Konus verdrehst, bzw. bewegst, da sonst die Einstellarbeit umsonst war. Du darfst nur (!) die Kontermutter festziehen. Nachdem alles festgezogen und eingestellt ist, prüfe ein letztes Mal, ob Du nicht doch versehentlich den Konus verstellt hast. Wenn das nicht der Fall ist, spritze nun noch ein wenig Fett in die Nut für die Staubkappe. Setze dann die Staubkappe wieder auf die Nabe. Das Fett wirkt nun wie eine Dichtung und erschwert Wasser und Dreck das Eindringen. Nachdem Du nun die Nabe eingestellt hast, kannst Du wieder die Ritzel montieren. Befestige dazu wieder den Zahnkranzabzieher mit dem Schnellspanner an der Nabe und ziehe mit dem 24 mm Maulschlüssel bzw. mit einem Drehmomentschlüssel die Ritzel mit 29,4 bis 49,0 Nm (350 - 500 kgfcm) an.

 

 

  2. Freilauf warten und ersetzen  

FaFreilauf mit einem 10 mm Inbus entfernenlls der Freilauf defekt ist, oder Du gucken möchtest, ob er defekt ist, muss der Freilauf demontiert werden. Dazu hast Du ja schon bereits die größte Arbeit erledigt, indem Du in Abschnitt  die Nabe soweit demontiert hast, dass nur noch der Nabenkörper und der Freilauf "zusammenhängen". Um nun noch den Freilauf los zu bekommen, benötigst Du nur einen 10 mm Inbus. Diesen steckst Du dann in den Freilauf rein. Denn der Freilauf ist mit einer hohlen Madenschraube befestigt, durch die die Achse läuft. Diese Schraube löst Du dann, worauf dir der Freilauf schon entgegen fällt. Bei manchen Shimano-Naben liegt zwischen dem Freilauf und dem Nabenkörper noch eine kleine unscheinbare und sehr dünne Unterlegscheibe. Versichere Dich, dass sie nicht abhanden kommt. 

 

 

  2.1 Wartung des Freilaufkörpers  

Leider (oder zum Glück) kann man Shimano-Freiläufe nicht oder nur sehr bedingt warten bzw. reinigen. Sie müssen also auch im Schadensfall komplett ersetzt werden. Der Freilauf hat auf der Seite, die an der Nabe liegt, eine kleine Gummidichtung, die das Eindringen von Schmutz und Wasser verhindern soll. Hier ist der einzige Punkt, an dem man bei der Wartung ansetzen kann. Wenn Du mit zwei Fingern die Dichtung zusammen ziehst, dehnt und wölbt sie sich immer ein wenig, wodurch Du sie herausnehmen kannst. Reinige nun die Dichtung. Reinige nun auch die Fuge, in der die Dichtung saß.

Demontierter FreilaufBitte unterlasse es, den Freilauf auf die heiße Herdplatte zu stellen, damit das alte Fett schmilzt und herausläuft. Dieser Trick ist unangebracht, da so das alte Fett zwar herausläuft, Du aber kein neues Fett hinein bekommst (außer wieder mit der "Schmelz-Methode", wodurch allerdings die Schmiereigenschaften des Fettes verloren gehen). Auch Dreck, der eventuell trotz der Dichtung in den Freilauf gekommen ist, wird sehr wahrscheinlich nicht herausgeschwemmt, sondern verbleibt im Freilauf. So wäre ein frühzeitiger Verschleiß des Freilaufs vorprogrammiert. Nachdem Du nun auch den eigentlichen Freilaufkörper gereinigt hast, kannst Du die Dichtung wieder einsetzten. Fette jedoch die Dichtungsfuge gut, da Du so das Eindringen von Dreck verstärkt verhindern kannst. Falls Du Dir nicht sicher bist, ob der Freilauf überhaupt noch in Ordnung ist, so überprüfe noch mal die Freilauflager. Das machst Du, indem Du den inneren Teil des Freilaufs festhältst (stecke z.B. einen Finger hinein) und mit der anderen Hand den Freilauf drehst. Läuft das Lager rau oder merkst Du ein haken (spürst Du am Finger), ist der Freilauf defekt, Du musst ihn also austauschen. Meist ist eine Speerklinke gebrochen oder das Lager defekt. Ist der Freilauf in Ordnung, so reinige noch ggf. die Unterlegscheibe und den Nabenkörper (besonders die Stirnverzahnung).

 

  2.2 Montage des Freilaufkörpers  

Die Montage des Freilaufkörpers ist genauso einfach wie die Demontage. Schraube die leicht gefette Madenschraube wieder rein. Versichere Dich aber, dass Du ggf. die dünne Unterlegscheibe leicht gefettet wieder auf die Nabe gelegt hast. Damit der Freilauf sich nicht lösen kann, und Du ihn nicht zu fest anziehst, beachte den von Shimano angegebenen Drehmoment. Er beträgt 34,3 bis 49 Nm (350 - 500 kgfcm). Fette, nachdem der Freilauf festgeschraubt ist, nun leicht die Oberfläche des Freilaufs. Du birgst Du Rostbildung und Korrosion vor.

 

 

Unterschiede Vorderrad-/HinterradnabeGrundsätzlich unterscheidet sich die Wartung der Hinterrad-Nabe kaum von der der Vorderrad-Nabe. Da die Vorderrad-Nabe ja keinen Freilauf hat, hat sie beide Laufflächen der Lager im Nabenkörper, und nicht wie bei der Hinterrad-Nabe eine im Nabenkörper und eine im Freilauf. Zudem ist die Achse kürzer. Sie ist nur 100 mm lang. Die Hinterrad-Achse ist 130 mm (ältere Modelle) bzw. 135 mm (neuere Modelle) lang. Zudem besitzt die Vorderrad-Nabe nicht so viele lange Spacer wie die Hinterrad-Nabe. Das liegt daran, dass die Vorderrad-Nabe nicht noch einen Freilauf aufzunehmen hat. Denn durch den Freilauf müssen die Speichen auf der Freilaufseite weiter zur Mitte wandern. Damit dann die Speichen auf der anderen Seite nicht länger ein müssen, was Stabilitätsprobleme bringen würde, sind diese also mit Hilfe der Spacer auch ein wenig zur Mitte gewandert (vgl. Bild - links: Vorderrad-Nabe, rechts: Hinterrad-Nabe). Der Vorteil bei der Wartung der Vorderrad-Nabe ist der symmetrische Aufbau beider Lagerseiten. So ist erstens die Seite, auf der die Nabe geöffnet wird egal, und zweitens der Zusammenbau einfacher, da man nicht mehr mit den Einzelteilen durcheinander kommt (man kann ja auf der anderen Seite nachschauen). All diese Unterschiede der Vorderrad-Nabe wirken sich nicht auf die Wartung aus. Das Öffnen der Nabe ist gleich, das Einstellen ebenso. Auch die Anzahl der Kugeln sind gleich.