Pattstellung im Chirurgie-Streit
„Das ist ja nicht das Gelbe vom Ei“
Am 20. Mai wird in einer öffentlichen Enqute im steirischen Landtag über
die Ausrichtung des Mürzzuschlager Krankenhauses diskutiert. Die Parteien
bringen im Vorfeld ihre Argumente in Position.
Noch wird im LKH Mürzzuschlag operiert. Ärzte und Belegschaft bereiten sich
bereits auf die Schließung der Chirurgie vor. Veitschegger
Noch wird im Landeskrankenhaus Mürzzuschlag operiert. Ginge es nach dem
Krankenhausbetreiber Kages, dann müsste seit Anfang des Jahres die Chirurgie
zugesperrt sein. Operationen sollten zur Gänze im LKH Bruck durchgeführt werden.
Nach den Plänen der Kages soll im LKH Mürzzuschlag eine Notfallversorgung rund
um die Uhr eingerichtet werden. Zusätzlich soll ein Schwerpunkt in der
Remobilisierung und in der Akutgeriatrie gesetzt werden.
Für die Umsetzung der Chirurgieschließung braucht die Kages einen Beschluss der
Landesregierung. Der zuständige Gesundheitslandesrat hat einen solchen Beschluss
nicht durchgebracht. Der Fall Mürzzuschlag wurde an den Landtag weitergereicht,
dieser hat einen Unterausschuss eingerichtet.
Der Unterausschuss hat für Mittwoch, 20. Mai, eine öffentliche Diskussion im
steirischen Landtag einberufen. Experten, vertreter von Bürgerinitiativen und
Politiker werden über das LKH Mürzzuschlag und auch über das LKH Bad Aussee
diskutieren.
„Wir hoffen, dass sich nach dieser Enquete die politische Pattstellung auflöst“,
sagte Grünen-Klubobfrau Ingrid Lechner-Sonnek bei einem Besuch in Mürzzuschlag.
Derzeit sind
SPÖ und die Grünen für die Schließung der Chirurgie im LKH Mürzzuschlag, ÖVP und
KPÖ sind dagegen. Die FPÖ, die im Bezirk Mürzzuschlag heftig Stimmung gegen die
Schließung der Chirurgie macht, ist im Landtag nicht vertreten.
Für Ingrid Lechner-Sonnek steht die Patientensicherheit im Vordergrund. „Die
derzeit geführte Chirurgiedebatte über einzelne Abteilungen verstellt den Blick
auf den tatsächlichen Bedarf in den Regionen und darauf, wie der
Gesundheitsbereich weiterentwickelt werden muss.“
Die Grünen klammern sich an die Fallzahlen. Die Fallzahlen dokumentieren die
tatsächlich durchgeführten Operationen im jeweiligen Krankenhaus. „Die
Fallzahlen für Mürzzuschlag sind zu gering. Da fehlt die Routine im gesamten
Team, um spezielle Operationen durchführen zu können“, sagte Lechner-Sonnek.
Diesem Argument pflichtet auch Josef Schneidhofer, Betriebsratsvorsitzender im
LKH Mürzzuschlag, zu und ergänzt: „Die aktuelle Situation ist nicht das Gelbe
vom Ei. Bevölkerung und LKH-Mitarbeiter sind verunsichert. Die ärztliche Leitung
hat ein Konzept für das LKH Mürzzuschlag ausgearbeitet und dieses gehört
schnellstmöglich umgesetzt.“ Dieses Konzept beinhaltet die Schließung der
Chirurgie.
Fahrlässig und nicht korrekt
LAbg. Markus Zelisko (SPÖ): „Wenn Experten sagen, dass es Sinn macht, nur mehr
in Bruck zu operieren,
dann soll sich doch die Politik nicht dagegen aussprechen. Das ist doch
fahrlässig.“
LAbg. Josef Straßberger (ÖVP) hält den Gang in die Öffentlichkeit des ÖAABlers
Schneidhofer für nicht korrekt: „Das ist nicht die Linie der ÖVP. Ein
Betriebsrat hat vorrangig die Aufgabe, die Belegschaft zu vertreten. Betriebsrat
Schneidhofer wird nicht über die Chirurgie Mürzzuschlag entscheiden können.“
Die FPÖ ortet Verrat am LKH
Die FPÖ des Bezirkes Mürzzuschlag setzt ihren Widerstand gegen die Schließung
der Chirurgie im LKH Mürzzuschlag fort. „Es ist der FPÖ des Bezirkes zu
verdanken, dass durch massive Protestmaßnahmen eine Schließung vorläufig
verhindert wurde“, sagte FPÖ-Bezirksobmann Karl Anton Grafeneder.
„Doch nun kommt der ÖVP-Betriebsrat des gefährdeten Krankenhauses, Josef
Schneidhofer, um gemeinsam mit den Grünen der Schließung das Wort zu reden.Das
ja ist ungeheuerlich und Verrat an den eigenen Kollegen und den Patienten“ sagte
Grafeneder. Und derFPÖ-Bezirksobmann weiter: „Das „Herzstück eines jeden
Krankenhauses ist die Chirurgie – und darf nicht den Sparplänen
verantwortungsloser Politiker und gewissenloser Belegschaftsvertreter geopfert
werden.“ Grafeneder hat auch eine Lösung parat: So müsse das Mürzzuschlager
Krankenhaus zur Bestandssicherung beispielsweise sogar um eine Orthopädie und
eine Gefäßchirurgie erweitert werden. Einen Vorschlag für eine politische Lösung
hat Grafeneder auch: „Wir fordern den sofortigen Rücktritt der verantwortlichen
Personen um nicht auch noch den Bestand des gesamten Krankenhauses zu
gefährden.“