zurück Woche vom 9.April 2009

Pattstellung im Chirurgie-Streit
„Das ist ja nicht das Gelbe vom Ei“
Am 20. Mai wird in einer öffentlichen Enqute im steirischen Landtag über die Ausrichtung des Mürzzuschlager Krankenhauses diskutiert. Die Parteien bringen im Vorfeld ihre Argumente in Position.
Noch wird im LKH Mürzzuschlag operiert. Ärzte und Belegschaft bereiten sich bereits auf die Schließung der Chirurgie vor. Veitschegger

Noch wird im Landeskrankenhaus Mürzzuschlag operiert. Ginge es nach dem Krankenhausbetreiber Kages, dann müsste seit Anfang des Jahres die Chirurgie zugesperrt sein. Operationen sollten zur Gänze im LKH Bruck durchgeführt werden.

Nach den Plänen der Kages soll im LKH Mürzzuschlag eine Notfallversorgung rund um die Uhr eingerichtet werden. Zusätzlich soll ein Schwerpunkt in der Remobilisierung und in der Akutgeriatrie gesetzt werden.

Für die Umsetzung der Chirurgieschließung braucht die Kages einen Beschluss der Landesregierung. Der zuständige Gesundheitslandesrat hat einen solchen Beschluss nicht durchgebracht. Der Fall Mürzzuschlag wurde an den Landtag weitergereicht, dieser hat einen Unterausschuss eingerichtet.
Der Unterausschuss hat für Mittwoch, 20. Mai, eine öffentliche Diskussion im steirischen Landtag einberufen. Experten, vertreter von Bürgerinitiativen und Politiker werden über das LKH Mürzzuschlag und auch über das LKH Bad Aussee diskutieren.

„Wir hoffen, dass sich nach dieser Enquete die politische Pattstellung auflöst“, sagte Grünen-Klubobfrau Ingrid Lechner-Sonnek bei einem Besuch in Mürzzuschlag. Derzeit sind
SPÖ und die Grünen für die Schließung der Chirurgie im LKH Mürzzuschlag, ÖVP und KPÖ sind dagegen. Die FPÖ, die im Bezirk Mürzzuschlag heftig Stimmung gegen die Schließung der Chirurgie macht, ist im Landtag nicht vertreten.

Für Ingrid Lechner-Sonnek steht die Patientensicherheit im Vordergrund. „Die derzeit geführte Chirurgiedebatte über einzelne Abteilungen verstellt den Blick auf den tatsächlichen Bedarf in den Regionen und darauf, wie der Gesundheitsbereich weiterentwickelt werden muss.“

Die Grünen klammern sich an die Fallzahlen. Die Fallzahlen dokumentieren die tatsächlich durchgeführten Operationen im jeweiligen Krankenhaus. „Die Fallzahlen für Mürzzuschlag sind zu gering. Da fehlt die Routine im gesamten Team, um spezielle Operationen durchführen zu können“, sagte Lechner-Sonnek.

Diesem Argument pflichtet auch Josef Schneidhofer, Betriebsratsvorsitzender im LKH Mürzzuschlag, zu und ergänzt: „Die aktuelle Situation ist nicht das Gelbe vom Ei. Bevölkerung und LKH-Mitarbeiter sind verunsichert. Die ärztliche Leitung hat ein Konzept für das LKH Mürzzuschlag ausgearbeitet und dieses gehört schnellstmöglich umgesetzt.“ Dieses Konzept beinhaltet die Schließung der Chirurgie.
Fahrlässig und nicht korrekt

LAbg. Markus Zelisko (SPÖ): „Wenn Experten sagen, dass es Sinn macht, nur mehr in Bruck zu operieren,
dann soll sich doch die Politik nicht dagegen aussprechen. Das ist doch fahrlässig.“

LAbg. Josef Straßberger (ÖVP) hält den Gang in die Öffentlichkeit des ÖAABlers Schneidhofer für nicht korrekt: „Das ist nicht die Linie der ÖVP. Ein Betriebsrat hat vorrangig die Aufgabe, die Belegschaft zu vertreten. Betriebsrat Schneidhofer wird nicht über die Chirurgie Mürzzuschlag entscheiden können.“

Die FPÖ ortet Verrat am LKH
Die FPÖ des Bezirkes Mürzzuschlag setzt ihren Widerstand gegen die Schließung der Chirurgie im LKH Mürzzuschlag fort. „Es ist der FPÖ des Bezirkes zu verdanken, dass durch massive Protestmaßnahmen eine Schließung vorläufig verhindert wurde“, sagte FPÖ-Bezirksobmann Karl Anton Grafeneder.
„Doch nun kommt der ÖVP-Betriebsrat des gefährdeten Krankenhauses, Josef Schneidhofer, um gemeinsam mit den Grünen der Schließung das Wort zu reden.Das ja ist ungeheuerlich und Verrat an den eigenen Kollegen und den Patienten“ sagte Grafeneder. Und derFPÖ-Bezirksobmann weiter: „Das „Herzstück eines jeden Krankenhauses ist die Chirurgie – und darf nicht den Sparplänen verantwortungsloser Politiker und gewissenloser Belegschaftsvertreter geopfert werden.“ Grafeneder hat auch eine Lösung parat: So müsse das Mürzzuschlager Krankenhaus zur Bestandssicherung beispielsweise sogar um eine Orthopädie und eine Gefäßchirurgie erweitert werden. Einen Vorschlag für eine politische Lösung hat Grafeneder auch: „Wir fordern den sofortigen Rücktritt der verantwortlichen Personen um nicht auch noch den Bestand des gesamten Krankenhauses zu gefährden.“