Eine Studie fordert eine
andere heraus. Konkret ging es um die Schließung der chirurgischen Abteilung
im Landeskrankenhaus Mürzzuschlag und um die Einführung einer 24-stündigen
Notfallambulanz. Bei der Enquete zur Chirurgiereform wurden im
Landtagssitzungsaal viele Studien von Gesundheitsexperten präsentiert.
Studien, die für Schwerpunktkrankenhäuser sprechen; Studien, die gerade
kleinen Krankenhäusern Wirtschaftlichkeit und höchsten medizinischen
Standort zugestehen.
Eine Antwort, wie die Zukunft der Chirurgie im LKH Mürzzuschlag aussehen
wird, konnten Gesundheitsexperten, Ärzte und Ökonomen nicht finden. Eine
Antwort wird jedoch von der Politik verlangt – am besten noch vor dem
Sommer.
Ausgehungertes Krankenhaus
Der ehemalige Primar des Mürzzuschlager Krankenhauses Helmuth Amsüss stemmt
sich gegen das Konzept des jetzigen ärztlichen Leiters Erich Schaflinger.
„Die Obersteiermark verträgt nur ein hochrangiges medizinisches Zentrum. Wir
haben mit Bruck und Leoben gleich zwei. Die Folgen sind ein ungesunder
Dualismus zwischen Bruck und Leoben sowie ein ausgehungertes Krankenhaus in
Mürzzuschlag. An dessen Stelle könnte ein kleines, aber gut ausgestattetes
Haus stehen.“ Amsüss ist auch Sprecher des Forums „Pro LKH Mürzzuschlag“.
„Ich beneide die Ausseer um die Unterstützung aus der Bevölkerung“, sagte
der pensionierte Primar.
Das LKH Bad Aussee ist auch von der Chirurgiereform betroffen. Hier
verzögert sich der Krankenhaus-Neubau, weil sich die Bevölkerung nicht
abfinden will, dass ein Krankenhaus ohne chirurgische Abteilung gebaut
werden soll.
Bei der Enquete sprach auch der Mürzzuschlager Bürgermeister Karl Rudischer.
„Ich möchte endlich die Fünf-Millionen-Investition in Mürzzuschlag sehen.
Wenn mir die ärztliche Leitung des LKH Mürzzuschlag versichert, dass eine
Notfallambulanz die beste Lösung ist, dann nehme ich das so zur Kenntnis“,
sagte Rudischer.
Resolution an den Landesrat
Josef Schneidhofer, Betriebsratsvorsitzender des Landeskrankenhauses
Mürzzuschlag, überreichte im Namen aller sechs Betriebsräte eine Resolu-tion
an den Gesundheitslandesrat Helmut Hirt. Der Inhalt: Die Landesregierung
möge schnellstens das ausgearbeitete Konzept von Ärzten und Belegschaft des
Krankenhauses umsetzen. Im Konzept enthalten ist eine Notfallambulanz rund
um die Uhr und eine Schwerpunktsetzung in der Geriatrie und in der
Remobilisierung. „Eine vollwertige Chirurgie ist im LKH Mürzzuschlag nicht
aufrechtzuerhalten“, sagte Schneidhofer.
Politische Entscheidung
Im Landtag scheiterte bisher der Beschluss für die Chirurgiereform an einer
politischen Pattstellung. SPÖ und Grüne sind für die Chirurgiereform. ÖVP
und KPÖ sind dagegen. Ein Unterausschuss soll Klarheit bringen. Nach der
Enquete sehen sich alle Parteien in ihrer Haltung bestärkt. Ingrid
Lechner-Sonnek (Die Grünen) leitet den Unterausschuss:
„Versorgungsgerechtigkeit bedeutet auch, dass nicht eine Region bevorzugt
werden soll – das ist unfair gegenüber jenen Regionen, die die
Chirurgiereform bereits erfolgreich gemacht haben.“ Lechner-Sonnek glaubt
jedoch, dass der Landtag am 7. Juli eine Entscheidung treffen wird. An
diesen Landtagsbeschluss wird sich auch die Landesregierung orientieren.
Gesundheitslandesrat Helmut Hirt will auf alle Fälle die Chirurgiereform
durchziehen, wenn es sein muss auch ohne Mehrheit im Landtag. „Wäre der
Gesundheitslandesrat entscheidungsfreudiger, dann hätten wir uns
stundenlange Debatten im Landtag, den Unterausschuss und diese Enquete
erspart. Er stand bereits einmal vor der Entscheidung, da hat er sie
abgegeben“, sagte ÖVP-Klubobmann Christoph Drexler.
„Alles bleibt so wie es ist, und es kommt sogar noch etwas dazu. So wird es
nicht sein. Wir müssen dem medizinischen Wandel Rechnung tragen, deshalb
führt kein Weg an der Chirurgiereform vorbei“, sagte Landesrat Hirt.
Autor Markus Hackl