zurückJetzt müssen die Politiker entscheiden

Keine Entscheidung für das LKH Mürzzuschlag. Auch nach der Enquete über die Umsetzung der Chirurgiereform bleibt die Pattstellung aufrecht.
 

2209_LKH - Die FPÖ hat bei der Enquete in Graz kein Rederecht. Im Landtagshof jedoch versammelte die FPÖ alle Gegner der Chirurgiereform für ein Gruppenbild. HACKL

 

Eine Studie fordert eine andere heraus. Konkret ging es um die Schließung der chirurgischen Abteilung im Landeskrankenhaus Mürzzuschlag und um die Einführung einer 24-stündigen Notfallambulanz. Bei der Enquete zur Chirurgiereform wurden im Landtagssitzungsaal viele Studien von Gesundheitsexperten präsentiert.

Studien, die für Schwerpunktkrankenhäuser sprechen; Studien, die gerade kleinen Krankenhäusern Wirtschaftlichkeit und höchsten medizinischen Standort zugestehen.

Eine Antwort, wie die Zukunft der Chirurgie im LKH Mürzzuschlag aussehen wird, konnten Gesundheitsexperten, Ärzte und Ökonomen nicht finden. Eine Antwort wird jedoch von der Politik verlangt – am besten noch vor dem Sommer.

Ausgehungertes Krankenhaus

Der ehemalige Primar des Mürzzuschlager Krankenhauses Helmuth Amsüss stemmt sich gegen das Konzept des jetzigen ärztlichen Leiters Erich Schaflinger. „Die Obersteiermark verträgt nur ein hochrangiges medizinisches Zentrum. Wir haben mit Bruck und Leoben gleich zwei. Die Folgen sind ein ungesunder Dualismus zwischen Bruck und Leoben sowie ein ausgehungertes Krankenhaus in Mürzzuschlag. An dessen Stelle könnte ein kleines, aber gut ausgestattetes Haus stehen.“ Amsüss ist auch Sprecher des Forums „Pro LKH Mürzzuschlag“. „Ich beneide die Ausseer um die Unterstützung aus der Bevölkerung“, sagte der pensionierte Primar.

Das LKH Bad Aussee ist auch von der Chirurgiereform betroffen. Hier verzögert sich der Krankenhaus-Neubau, weil sich die Bevölkerung nicht abfinden will, dass ein Krankenhaus ohne chirurgische Abteilung gebaut werden soll.

Bei der Enquete sprach auch der Mürzzuschlager Bürgermeister Karl Rudischer. „Ich möchte endlich die Fünf-Millionen-Investition in Mürzzuschlag sehen. Wenn mir die ärztliche Leitung des LKH Mürzzuschlag versichert, dass eine Notfallambulanz die beste Lösung ist, dann nehme ich das so zur Kenntnis“, sagte Rudischer.

Resolution an den Landesrat

Josef Schneidhofer, Betriebsratsvorsitzender des Landeskrankenhauses Mürzzuschlag, überreichte im Namen aller sechs Betriebsräte eine Resolu-tion an den Gesundheitslandesrat Helmut Hirt. Der Inhalt: Die Landesregierung möge schnellstens das ausgearbeitete Konzept von Ärzten und Belegschaft des Krankenhauses umsetzen. Im Konzept enthalten ist eine Notfallambulanz rund um die Uhr und eine Schwerpunktsetzung in der Geriatrie und in der Remobilisierung. „Eine vollwertige Chirurgie ist im LKH Mürzzuschlag nicht aufrechtzuerhalten“, sagte Schneidhofer.

Politische Entscheidung

Im Landtag scheiterte bisher der Beschluss für die Chirurgiereform an einer politischen Pattstellung. SPÖ und Grüne sind für die Chirurgiereform. ÖVP und KPÖ sind dagegen. Ein Unterausschuss soll Klarheit bringen. Nach der Enquete sehen sich alle Parteien in ihrer Haltung bestärkt. Ingrid Lechner-Sonnek (Die Grünen) leitet den Unterausschuss: „Versorgungsgerechtigkeit bedeutet auch, dass nicht eine Region bevorzugt werden soll – das ist unfair gegenüber jenen Regionen, die die Chirurgiereform bereits erfolgreich gemacht haben.“ Lechner-Sonnek glaubt jedoch, dass der Landtag am 7. Juli eine Entscheidung treffen wird. An diesen Landtagsbeschluss wird sich auch die Landesregierung orientieren. Gesundheitslandesrat Helmut Hirt will auf alle Fälle die Chirurgiereform durchziehen, wenn es sein muss auch ohne Mehrheit im Landtag. „Wäre der Gesundheitslandesrat entscheidungsfreudiger, dann hätten wir uns stundenlange Debatten im Landtag, den Unterausschuss und diese Enquete erspart. Er stand bereits einmal vor der Entscheidung, da hat er sie abgegeben“, sagte ÖVP-Klubobmann Christoph Drexler.

„Alles bleibt so wie es ist, und es kommt sogar noch etwas dazu. So wird es nicht sein. Wir müssen dem medizinischen Wandel Rechnung tragen, deshalb führt kein Weg an der Chirurgiereform vorbei“, sagte Landesrat Hirt.

Autor Markus Hackl