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Als Besucher des in der vorigen Woche stattgefundenen 5. Notfallmedizin Kongresses der Arbeitsgemeinschaft für Notfallmedizin, konnte ich bezüglich einiger Argumentationspunkte Parallelen zur Causa LKH Bad Aussee erkennen, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte.
Es ist schon sehr verwunderlich, wenn man sich jene Meinungen der von der Landesregierung und KAGes bemühten Experten mit den am besagten Kongress vorgetragenen internationalen und nationalen Expertenmeinungen vergleicht, die aktuelle Trends in der notfallmedizinischen Forschung repräsentierten.
Ass.-Prof. Dr. Rainer Gumpert von der Univ. Klinik für Unfallchirurgie (Medizinischen Universität Graz) betonte in seiner Präsentation die Relevanz der "Golden hour of shock". Die "Golden hour of shock" ist ein Begriff der Notfallmedizin, der die Relevanz der ERSTEN Stunde nach einer schweren Verletzung aufzeigt. Innerhalb dieser Zeit sollten bereits die ersten Therapiemaßnahmen innerhalb der Klinik gesetzt werden. Weiters erklärte er, dass gerade die Dauer der Knochenfehlstellung im Falle eines Bruches wesentlich für das Ergebnis sei, da durch eine verkürzte Dauer der Fehlstellung Folgeschäden aufgrund sekundärer Weichteilschäden vermieden werden können. In einer anschließenden Diskussion wurde betont, dass Umlagerungen von Traumapatienten soweit als möglich vermieden werden sollten und es wesentlich sei, die Schmerzen während des Transportes zu beachten.
Dr. Fiona Lecky (Senior Lecturer and Honorary Consultant in Emergency Medicine, Research Director of the Trauma Audit and Research Network (TARN), School of Medicine, University of Manchester, United Kingdom) bestätigte in ihrer Landessprache die bereits bei der Enquete getätigte Aussage des Dekans Univ.-Prof. Dr. Gert Muhr von der Universitätsklinik Bochum mit der Aussage "The level of the operateur may be the key". Dieser Satz wurde einen Tag später nochmals im Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Gerhard Prause von der Univ. Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin (Medizinischen Universität Graz) zitiert und explizit herausgehoben. Daraus lässt sich also schließen, dass nicht unbedingt die Fallzahl, sondern viel mehr der behandelnde Arzt ausschlaggebend für den medizinischen Erfolg ist.
In einer anschließenden Diskussion an den Vortrag von OA Dr. Ronald Hödl von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Medizinischen Universtitätsklinik Graz wurde über den zusätzlichen Zeitverlust bei Hubschraubereinsätzen diskutiert. So nannte man einen zusätzlichen Zeitverlust von 15-20 Minuten, die rein auf die Landung und all den Vorgängen bis der Patient schließlich an Bord und der Hubschrauber wieder startbereit ist, bezogen sind. Man muss diese Zeit also zur normalen Transportzeit hinzurechnen, ein Faktum, welches von dem einen oder anderen durchaus vergessen wird.
Interessant war auch die Meinung von Univ.-Prof. Dr. Volker Wenzel (Universitätsklinik für Anästhesie und Allgemeine Intensivmedizin, Medizinische Universität Innsbruck), der in seinem Vortrag zum Ausdruck brachte, dass er es äußerst problematisch sieht, dass Juristen über Mediziner urteilen.
Abschließend wurde nach dem Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Kurt Niederkorn (Univ.-Klinik für Neurologie, Medizinische Universität Graz) bezüglich der Behandlung von Schlaganfallpatienten auch über die Situation im LKH Rottenmann diskutiert. Es wird empfohlen, die Patienten in sogenannte Stroke Units, Kliniken mit Schwerpunktsetzung zur Schlaganfall-Behandlung, zu transportieren. In Randlagen ist jedoch ein solcher Weg länger als es die Zeit erlaubt, wodurch Patienten womöglich aufgrund eines zu langen Anfahrtweges Folgeschäden davontragen würden. Trotz ausgezeichnet arbeitender Ärzte im LKH Rottenmann sollten diese ihre Patienten aufgrund der Zentralisierung weiterschicken. Hat in Zukunft nun auch das LKH Rottenmann mit den gleichen Probleme wie einst es das LKH Bad Aussee hatte zu kämpfen? Wird nun auch dort eingespart und was tun, wenn früher oder später dann auch einmal die Chirurgie in Rottenmann zur Diskussion steht? Keine Bange, die bestmögliche chirurgische Versorgung ist ja dann nicht weit entfernt, unfallchirurgische Fälle mit Anfahrtsstation UKH Kalwang, allgemeinchirurgische Fälle mit Anfahrtsstation LKH Leoben!
Zu diesem Thema möchte ich schlussendlich noch ein kürzlich gehaltenes Interview mit Gesundheitslandesrat Helmut Hirt in der Zeitschrift "Weekend-Magazin" (Ausgabe Nr. 11, 30./31. Mai 2009) erwähnen, in der sich unser Landesrat dazu bekennt, auch die chirurgische Abteilung im LKH Rottenmann aufgrund der geringen Fallzahlen schließen zu wollen. Diese Aussage ist schwarz auf weiß belegbar und sollte allemal auch die Bevölkerung im Einzugsgebiet des LKH Rottenmann in Alarmbereitschaft versetzen.



Adresse:
Dr. A. Jelinek
Gasteig 96
8990 Bad Aussee