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Ein Unglück kommt selten allein

Brief an Dipl. Ing. Dr. Leodolter

Vorstandsvorsitzender der KAGES LKH-Graz
Stiftingtalstr.4-6
GRAZ

Seit einiger Zeit kümmere ich mich um besorgte Bürger und Patienten, welche die Misere um unsere Chirurgie im Landeskrankenhaus Mürzzuschlag bereits am eigenen Leib zu spüren bekamen. Gemeinsam kämpfen wir nun um unsere alte volle Basischirurgie oder sogar notwendige Unfallchirurgie (ohne politischen Hintergrund! ), bevor es zu einer Katastrophe kommt. Und wie es anscheinend eben sein soll, bekam ich in meiner Familie selbst dieses Chaos mit, welches es derzeit in unserer sogenannten Chirurgie gibt. Es ging diesmal zwar Gott sei Dank nicht um Leben oder Tod, aber viele Schmerzen, Zeit und sinnlose Aktionen wären uns erspart geblieben, hätte es noch eine volle Chirurgie gegeben.

Meine Schwiegermutter Fr. Hermine K.  hatte am Sonntag, den 8.Juni 2008 einen Wanderunfall. Sie stürzte im steilen Gelände, so unglücklich, dass sie sich den rechten Fuß bzw. Knöchel brach ( genaue Diagnose It. LKH liegt auf). Um ca. 15 Uhr verständigte sie uns per Handy, worauf wir sofort die Bergrettung und Rettung riefen. Dank des raschen Einsatzes der Bergrettung wurde meine Schwiegermutter rasch gefunden und in das Landeskrankenhaus Mürzzuschlag ( ca. 15.45 h) transportiert. Dort kam sie gleich ins Untersuchungszimmer bzw. ins Röntgen. Der diensthabende Chirurg stellte den Bruch des Knöchels fest und meine Schwiegermutter müsste operiert werden. Dies dürfe man jedoch nicht mehr in Mürzzuschlag, sondern sie müsse ins LKH- Bruck/ Mur weitertransportiert werden. Da wurde ich das erste Mal richtig zornig. Also stimmt es ja doch, dass es keine richtige Chirurgie mehr in Mürzzuschlag gibt, auch wenn man dies immer wieder dementierte. Nach Fahrerwechsel bei der Rettung und wiederanlegen der aufblasbaren Schiene, wurde Fr. K. um ca. 17.45h nach Bruck geführt. Um 18.30h kam sie zur CT und um 19.15h abermals zu Röntgen, obwohl dies bereits auch in Mürzzuschlag durchgeführt wurde. Und so verging natürlich wertvolle Zeit, der Fuß war dann auch schon sehr stark geschwollen, so dass die diensthabende Ärztin mir mitteilte, dass meine Schwiegermutter erst operiert werden kann, sobald die Schwellung abgeklungen ist. Sie legten ihr einen Liegegips an und um ca. 20 h war sie endlich im Zimmer der Unfallchirurgie im 2. Stock. Zirka eine Stunde später rief sie mich an und teilte mir mit, dass sie nochmals in das Gipszimmer musste, da ein Arzt auf der Station feststellte, dass dieser nicht richtig angelegt wurde. Wieder musste sie unnötig Schmerzen erleiden, denn hätte man in Mürzzuschlag noch so wie es eigentlich sein sollte, operieren dürfen, hätte sie dies alles schon längst überstanden !

Und wie man so schön sagt, ein Unglück kommt selten allein.

Am nächsten Tag kam mein 15 jähriger Sohn mit dem Fuß unter den Rasenmäher. Als ich den zerschnittenen Schuh und den zerfetzten Socken und das viele Blut sah, dachte ich schon es sind alle seine Zehen ab. Ich packte seinen Fuß rasch in ein Badetuch ein und raste mit einem ziemlich mulmigen Gefühl wieder in das Landeskrankenhaus Mürzzuschlag. Gott sei Dank war Hr. OA Dr. Peter Kronawetter der diensthabenden Arzt, der als Chirurg einen sehr guten Namen hat, anwesend. Auch mein Sohn kam ins Röntgen, wo zum Glück nur Schnittwunden, ein Zehenbruch usw. festgestellt wurde. Jedenfalls nur solche Verletzungen, welche keine Operation erforderten und die anderen Verletzungen wurden bestens durch Hr. GA Kronawetter versorgt. Musste jedoch jeden Tag Vormittag zur weiteren Behandlung ins LKH­Mürzzuschlag fahren.

Am Nachmittag fuhr ich dann jeden Tag zu meiner Schwiegermutter nach Bruck/ Mur. Am Mittwoch den 11.Juni 2008 teilte man ihr mit, dass sie nach dem bereits 2. Anlauf tatsächlich am Donnerstag, den 12.Juni 2008, operiert werden würde. Wieder einmal nüchtern und auf eine Operation vorbereitet, bekam sie am frühen Morgen den Liegegips herunter. Als dies geschehen war, erhielt sie den nächsten Schock. Man könne sie wieder nicht operieren, da sich Spannungsblasen an beiden Knöcheln gebildet hätten. Diese müssen zuerst behandelt werden, frühestens nächste Woche Mittwoch ( 18.Juni 2008 - also fast eine Woche später) könne man operieren. Meine Schwiegermutter war dann in einem so schlechten seelischen Zustand und weinte. Sie bat mich sie wenigstens nach Mürzzuschlag zu überstellen, da sie dort wenigstens ihre Freundinnen besuchen können, welche ja auch keinen Führerschein haben. Weiters sollte man bedenken, dass es einer fast 70 jährigen Dame nicht mehr so leicht fällt nur mehr am Rücken und in einer fast gleichen Stellung tagelang bzw. wochenlang zu liegen, daher ist Ablenkung sicherlich auch für die Seele gut. Noch dazu hätte man ihr dies alles ersparen können, aber da krankt ja unser Gesundheitssystem.

Jedenfalls rief ich am Donnerstag um ca. 13.30h in Bruck/ Mur an und ich wurde mit dem diensthabenden OA der Unfallchirurgie verbunden, da der zuständige Primar Dr. Schweighofer nicht da war. Hr. OA Dr. Rettl erklärte mir, dass dies aus medizinischer Sicht nicht notwendig ist und er keinen Anlass dafür sieht, dies zu veranlassen. Nach langen Gespräch hin und her erklärte ich ihm, dass ich ihn als Chirurg sehr schätze, aber nicht verstehen kann, warum er dem Wunsch meiner Schwiegermutter nicht nachkommen will. Die nächste Frage war dann, ob meine Schwiegermutter eine Zusatzversicherung hätte ! (Ich hatte den Eindruck, dass im Falle eines JA, er sich gleich selbst um die Patientin angenommen hätte und sie wahrscheinlich ganz anders behandelt worden wäre!)  Als ich verneinte und ihm mitteilte, dass sie eine Mindestpensionistin sei und sich dies nicht leisten könne, sagte er im Bezug auf eine OP nichts mehr. Er machte mich nur darauf aufmerksam, dass ich die Transportkosten der Rettung und eventuelle Folgekosten, welche den Transport nach Mürzzuschlag betreffen, alles selbst bezahlen müsse, und er ist immer noch dagegen, dass sie nach Mürzzuschlag gebracht wird. Darauf sagte ich nur, dass ich sicher dafür sorgen werde, dass sie wieder überstellt wird und wenn ich sie selbst abholen müsste, denn wir sind ja nicht in einem Gefängnis ! Um eventuelle Kosten braucht er sich auch keine Sorgen machen, denn diese werde ich selbstverständlich übernehmen!

Dies alles machte mich jedoch dann so zornig, dass ich gleich zum Telefon griff und in ihrem Büro anrief! Eine Aussprache mit Ihnen war ja sowieso schon geplant, daher passte dieser Zeitpunkt ganz gut.

Erst mit nochmaligen Druck und Anruf ihres Pressesprechers gelang es mir, dass meine Schwiegermutter um 17 Uhr am Donnerstag, den 19.Juni 2008 endlich ins Landeskrankenhaus Mürzzuschlag überstellt wurde Am nächsten Morgen begann man gleich mit der Behandlung der Spannungsblasen. Sie hatte nicht nur eine, sondern gleich 3 große Spannungsblasen.

Am linken und rechten Knöchel, sowie auf der Ferse. Warum so etwas entsteht, brauche ich ihnen ja wohl nicht zu erklären. Man sollte halt den Spaltgips kontrollieren und feststellen ob die Schwellung nicht noch ärger geworden ist und ob dieser nicht zu eng ist. Dies kann man ja wohl nur feststellen, wenn man den offenen Gips einmal kontrolliert und herunter gibt. Dies wurde laut meiner Schwiegermutter jedoch erst am Donnerstag früh getan, als man endlich operieren wollte. Komisch ist auch noch, dass sie bevor sie nach Mürzzuschlag überstellt wurde, abermals zum Röntgen musste. Wollte man vielleicht sicher gehen, dass man nicht noch etwas übersehen hatte?

Jedenfalls werde ich nicht lockerlassen und darauf bestehen, dass meine Schwiegermutter nur mehr im LKH-Mürzzuschlag behandelt wird und auch nur hier operiert wird. Dies ist auch ihr ausdrücklicher Wunsch! Ich und meine Schwiegermutter bestehen darauf, dass sie im Landeskrankenhaus Mürzzuschlag vom Hr. GA Dr. Peter Kronawetter operiert wird, dieser hat schließlich und endlich schon tausende solcher Operationen bestens durchgeführt und auch Fr. K. Hermine hat vollstes Vertrauen zu seinen Fähigkeiten. Sie ist nun auch eine dieser Patienten, welche diese Misere in unserem kranken Gesundheitssystem am eigenen Leib zu spüren bekommen hat.

Man darf sich auch nicht wundern, dass dadurch Rettung und Flugrettung in die roten Zahlen kommen und diese nicht mehr wissen, wie sie alles finanzieren sollen ( zusätzliche Fahrten u. Flüge usw. ), nur weil es keine Chirurgie mehr gibt, wo Patienten vor Ort raschest behandelt und operiert werden können.

Meine Schwiegermutter musste dadurch längere Spitalsaufenthaltskosten, Fahrten, Behandlungen und doppelte Untersuchungen in Anspruch nehmen! Na, ja die Krankenkasse wird sich freuen. Super-Einsparungen, wie man sieht!! Ich hoffe, diese Missstände werden sich nun ändern !

Ihre Margret K.

Nachträglicher Zusatz:

Wollte noch hinzufügen, bevor meine Schwiegermutter von der Rettung in Bruck abgeholt wurde, der diensthabende Oberarzt der Unfallchirurgie in Bruck, zornig ins Zimmer stürmte und sagte, dass dies alles ein Politikum sei und er es satt hat mit dem ewigen hin und her. Da er ziemlich laut und zornig war, sagte meine Schwiegermutter sowieso nichts mehr. Keine Stationsschwester oder Pflegerin half ihr die Sachen einzupacken .. Eine Mitpatientin aus Mitterdorf half ihr dabei ! Diese Patientin fügte noch hinzu: Fr. K., wenn sie wieder nach Bruck/ Mur zurück müssen, dann werden sie dies sicher zu spüren bekommen ! Nun weiß man auch, was sich Mitpatienten denken und wovor sich diese auch fürchten, genauso wie meine Schwiegermutter! Also so eine Situation zu der anderen Misere noch dazu, sollte endlich einmal zu denken geben!

Meine Schwiegermutter wurde danach nur mehr im LKH Mürzzuschlag behandelt und auch von Hr. OA Dr. Kronawetter bestens operiert! Wie man sieht, darf man sich nicht alles gefallen lassen, anscheinend kommt man nur mit Druck zu seinem Recht!!

Würde ein jeder von uns so handeln, hätten wir auch noch unsere Chirurgie in Mürzzuschlag! Die schlechte Auslastung bzw zuwenig Operationen hatte man auch nur deshalb im LKH Mürzzuschlag, da von oberster Stelle bestimmt wurde, wann und was in Mürzzuschlag noch operiert werden durfte! Wie soll man da noch auf viele OP Zahlen kommen? Aber so eine Statistik braucht man eben um die Chirurgie in Mürzzuschlag auszuhungern und schließen zu können! Dieses Ziel wurde nun auch erreicht!!!

Ich hoffe für uns alle, dass dies doch noch geändert wird und einige Herren in der Politik und im Management der KAGES zur Vernunft kommen!

Dazu kann ich nur noch sagen: Spart wo es wirklich notwendig ist und nicht dort wo es um ein Menschenleben gehen kann!!!